Plantagen anlegen, Ölfelder kaufen oder eine Messe besuchen?
Autor: Christian Enßle | Head of Cluster FMB | Easyfairs GmbH | Bielefeld
„Make or buy“? Die moderne Antwort auf diese Frage lautet: „Buy“. Jeder Maschinenbauer verlässt sich auf zahlreiche Zulieferer. Im Moment ruckelt es aber in der Lieferkette. Rohmaterialien wie technische Kunststoffe sind knapp, anspruchsvolle Produkte wie Mikrochips auch. Was tun?
Wenn Rohstoffe knapp werden
Wie empfindlich die Lieferketten sind, zeigt ein aktuelles Beispiel. Technische Kunststoffe sind in Europa knapp, weil die Nachfrage aus Asien extrem hoch ist. Deshalb haben zum Beispiel die Hersteller von Leitungen Beschaffungsprobleme. Sie brauchen den Kunststoff für die Ummantelung. Das wiederum betrifft den Maschinenbau und die gesamte Automatisierungstechnik: Keine Maschine kommt ohne Energie- und Signalleitungen aus.
Vor hundert Jahren reagierte Henry Ford – immerhin der Pionier der bis heute vorherrschenden Fließfertigung – auf seine eigene zupackende Weise auf ein ähnliches Problem. Er brauchte Naturkautschuk für die (natürlich in Eigenproduktion gefertigten) Autoreifen, und die Belieferung aus Malaysia schien ihm unsicher.
Was tun? Er kaufte 1920 in Brasilien 10.000 km2 Hektar Land, um Kautschukplantagen zu errichten. Eine Kleinstadt für 8000 Einheimische ließ er gleich mitbauen.
Eigenproduktion ist keine Lösung
Aber die Rückwärtsintegration erwies sich als Reinfall. Die Kautschukbäume wurden von Schädlingen befallen, die Manager waren unerfahren in Landwirtschaft, die Arbeiter rebellierten. 25 Jahre lang wurden keine nennenswerten Mengen produziert, bis 1945 der Synthesekautschuk erfunden wurde. Dann wurde „Fordlandia“ nach hohen Verlusten für einen symbolischen Preis an den brasilianischen Staat verkauft.
Mit Blick auf den knappen Kunststoff kann man daraus den Schluss ziehen: Eine Granulatproduktion oder gar eine Ölquelle zu kaufen ist keine Lösung. Und wie sieht es bei komplexeren Zulieferteilen aus? Einige Autohersteller investieren gerade Milliarden in eine eigene Batteriezellenfertigung, um sich nicht von Zulieferern abhängig zu machen, und VW-Chef Helmut Diess hat angesichts der Mikrochip-Knappheit schon laut über eine eigene Halbleiterfertigung nachgedacht.
Von Zulieferern profitieren
Für mittelständische Maschinenbauer ist das keine Option. Sie sind auf verlässliche Zulieferungen angewiesen, und von den Innovationen ihrer Zulieferer profitieren sie auch. Diese Ziele können sie wesentlich einfacher erreichen, auf die Eigenproduktion verzichten und dennoch die Versorgungssicherheit steigern. Es reicht (vielleicht) schon ein möglichst gut vorbereiteter Besuch der Messe Bad Salzuflen in der Zeit von 10. bis 12. November 2021.
Dort findet zu diesem Zeitpunkt die FMB – Zuliefermesse Maschinenbau statt. Sie gibt einen Überblick über alle Bereiche der Zulieferindustrie – von der Metall- und Kunststoffverarbeitung über Elektro- und Antriebstechnik, Oberflächen-, Steuerungs- und Handhabungstechnik bis zu industrienahen Dienstleistungen.
Im Fokus: Stabile Lieferketten
Damit ist die FMB aus Sicht der Maschinenbauer die ideale Plattform, um neue Zulieferer kennenzulernen. Die Aussteller wiederum haben auf der Messe die Gelegenheit, in kompakter und konzentrierter Form ihr Produktspektrum und ihre Kompetenzen vorzustellen und neue Kunden zu gewinnen
Die Messe kommt nicht nur deshalb zum richtigen Zeitpunkt, weil es seit anderthalb Jahren kaum Industriemessen gab und weil die FMB mit ihrem kompakten Zuschnitt eine unter Hygieneaspekten sichere Messe ist. Sie bietet den Maschinenbauern auch die Möglichkeit, ihr Lieferantennetzwerk auszubauen und damit die Versorgungssicherheit der Produktion zu erhöhen.